Redispatch

Supergrid
März 8, 2018

Redispatch

Redispatch ist eine von den Übertragungsnetzbetreibern (ÜNB) angewendete Maßnahme des Engpassmanagements. Der ÜNB weist Stromerzeuger bzw. große Stromverbraucher an, die Ein- und Ausspeisung örtlich so zu verschieben, dass Engpässe vermieden werden.

Auf Basis der von den Bilanzkreisverantwortlichen (BKV) an die ÜNB übermittelten Fahrpläne bestimmen diese die Netzlast für den Folgetag. Reichen die verfügbare Transportkapazitäten nicht aus, um den voraussichtlichen Stromfluss im Netz zu bewältigen, werden nach EnWG § 13 Maßnahmen ergriffen, um auftretende Netzüberlastungen zu vermeiden. Stehen lokal nicht genügend Transportkapazitäten zur Verfügung, spricht man von einem Netzengpass. Vor dem Netzengpass herrscht ein Überangebot an Energie, dahinter ein Unterangebot.

Maßnahmen vor und hinter einem Energieengpass
(Abbildung erstellt von Autoren)

Eine Maßnahme zur Reduktion von Engpasssituationen, die in den letzten Jahren stark zugenommen hat, ist der Redispatch. Dabei wendet sich der ÜNB an vertraglich gebundene Erzeuger ab 50 MW Einspeiseleistung oder große Verbraucher mit sogenannten „abschaltbaren Lasten“. Der ÜNB weist entweder vor dem Engpass an, die Einspeisung zu verringern oder den Verbrauch zu erhöhen, oder/und umgekehrt hinter dem Engpass. Somit wird die betroffene Netzkapazität entlastet und die Netzstabilität nicht gefährdet.

Der ÜNB entschädigt die hochgefahrenen Kraftwerke für den Mehraufwand und begleicht die Bilanz des heruntergefahrenen Kraftwerks. Die Kosten werden auf die Netznutzer über die Nutzungsentgelte umgewälzt.

Die starke Zunahme von Redispatch-Maßnahmen in Deutschland (2011 noch an 45 Tagen, 2016 an 329 Tagen) hängt vor allem mit der Liberalisierung des europäischen Strommarkts sowie dem höheren Anteil an erneuerbaren Energien in der Stromerzeugung zusammen. Seit 2009 muss allen Marktteilnehmern ein diskriminierungsfreier Zugang zum Netz gewährt werden. Allerdings sind die Netze nicht auf derart hohen Stromaustausch ausgelegt, da der Netzausbau nur langsam vorangeht. Daher hat durch die Entwicklung zu einem europäischen Energiebinnenmarkt haben die regelzonen- und länderübergreifenden Lastflüsse stark zugenommen. Durch die fluktuierende Einspeisung der regenerativen Energien ist die Stromversorgung weniger planbar wie mit konventionellen Kraftwerken.

Autoren:

Otto Dräger, Matthias Lange, Jonathan Laun, Carl Oestreich

Quellen:

Kamga, Alain Franck Kaptue, Regelzonenübergreifendes Netzengpassmanagement  mit optimalen Topologiemaßnahmen (2009)

http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn%3Anbn%3Ade%3Ahbz%3A468-20090956 (14.03.18)

https://www.transnetbw.de/de/strommarkt/systemdienstleistungen/redispatch (14.03.18)

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